Sechs Planeten auf einen Blick? – Großer Besucherandrang in der Sternwarte Gersbach
Am Abend des 8. Februar 2025 lockte eine seltene „Planetenparade“ mehr als 50 begeisterte Himmelsbeobachterinnen und -beobachter in die Sternwarte Gersbach. Gleich sechs Planeten (Saturn, Venus, Neptun, Uranus, Jupiter, Mars) sollten sich an diesem Abend zeitgleich am Himmel zeigen – ein beeindruckendes Spektakel, das nur alle paar Jahre auftritt.
Viele Astro-Interessierte trafen bereits gegen 17:30 Uhr ein und konnten in der einsetzenden Dämmerung vor der Sternwarte durch zwei mobile Teleskope die sichelförmige Venus bestaunen. Der bereits tief im Westen stehende Saturn – bekannt als „Herr der Ringe“ – blieb jedoch zunächst hinter einzelnen Wolken über der „Hohen Möhr“ verborgen. Vielleicht war dies kein allzu großer Verlust, da man Saturn in diesem Jahr aufgrund seiner sogenannten „Kantenlage“ ohnehin kaum mit seinen charakteristischen Ringen sieht. Dass diese Cirruswolken noch eine astronomische Überraschung für uns bereithielten, konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
Glücklicherweise blieb der Himmel im weiteren Verlauf entgegen der Wettervorhersagen weitgehend wolkenfrei. So konnten trotz des hellen Monds Mars, Jupiter, Venus bereits vor der staernwarte mit bloßem Auge und den dort bereitgestellten Ferngläsern beobachtet werden.
Präsentationen, Platznot und ein zusätzliches Himmelsereignis
Um 18 Uhr versammelten sich alle Besucherinnen und Besucher im sogenannten „Salon“ der Sternwarte zu zwei Präsentationen. Bei mehr als 50 Interessierten wurde es schnell eng in den Räumlichkeiten.


Nach den Vorträgen folgte endlich der Blick durch die großen Teleskope der Sternwarte.
Insbesondere die Kinder staunten beim Blick durch die Okulare, als sie entdeckten, dass sich die strahlende „Diva“ Venus an diesem Abend wie ein Sichelmond präsentierte. Für Galileo Galilei war die Beobachtung der Venusphasen übrigens ein wichtiger Beleg für das heliozentrische Weltbild.
Im Anschluss wurden die Teleskope auf den Gasriesen Jupiter gerichtet, dessen charakteristische bräunliche Wolkenbänder gut zu erkennen waren. Die vier Galileischen Monde (Io, Europa, Ganymed und Kallisto) zeigten sich wunderbar klar und erinnerten eindrücklich an die von Galilei mit seinen Beobachtungen eingeleitete Kopernikanische Wende zu Beginn des 17. Jahrhunderts.
Mars präsentierte sich wie erwartet rostig-rötlich, jedoch recht strukturlos. Auch Uranus – übrigens der erste Planet, der mit einem Teleskop entdeckt wurde – und Neptun konnten, wenn auch sehr klein, mit den Teleskopen gesehen werden. Somit bestand unsere beobachtete Planetenparade an diesem Abend zwar nicht aus sechs, aber immerhin aus fünf Planeten.
Ein unerwartetes Highlight
Dann gab es noch eine Überraschung am Himmel: Um den Mond erschien plötzlich ein kreisförmiger Lichtschein, ein sogenannter Mondhalo. Dieser Halo entsteht durch Brechung und Reflexion des Mondlichts an Eiskristallen in der hohen Erdatmosphäre. Auf der abgebildeten Handyaufnahme kann man an der Innenseite des Ringes sogar schillernde Farben erkennen. So hatten die für diesen Lichteffekt notwendigen Cirruswolken, die zu Beginn des Abends noch den Blick auf Saturn verhinderten, doch noch ihr Gutes!

Noch einige Ergänzungen:
- Der umgangssprachliche Begriff „Planetenparade“ bezeichnet eine Konstellation, bei der mehrere Planeten zur gleichen Zeit in einer Nacht beobachtbar sind. In den Medien wurde häufig berichtet, die Planeten stünden bei einer solchen Planetenparade „in einer Reihe“. Tatsächlich bewegen sich alle Planeten annähernd auf derselben Bahnebene um die Sonne – der sogenannten Ekliptik. Da die Erdachse jedoch um etwa 23 Grad gegenüber dieser Ebene geneigt ist, folgen die Planeten (genau wie die Sonne) am Himmel einer leicht schrägen Linie.


- Eine Sechs-Planeten-Parade wie an diesem Abend tritt etwa alle drei bis vier Jahre auf – das letzte Mal ereignete sich dies im Jahr 2022. Die Konstellation, die uns am 28. Februar 2025 erwartet, ist jedoch deutlich seltener und kommt nur alle 15 bis 20 Jahre vor. An diesem Abend werden tatsächlich alle sieben (beziehungsweise acht, wenn man die Erde mitzählt) Planeten unseres Sonnensystems gleichzeitig am Himmel zu sehen sein. Der beste Zeitpunkt, um dieses Himmelsereignis zu beobachten, liegt kurz nach Sonnenuntergang. Dabei ist auch ein unverstellter Blick nach Westen von großem Vorteil.
- Einige Links zu unserem Sonnensystem:
– Die momentane Stellung der Planeten findet man bei The Planets today .
– Viele Informationen zu Planeten gibt es hier: https://science.nasa.gov/solar-system/planets/
– Drei gute Seiten um die unterschiedlichen Größen der Planeten zu vergleichen: Planet Compare, Planeten-Früchte-Modell, das Sonnensystem für die Hosentasche.
– Zwei gute Computer-Darstellungen der Abstände der Planeten: „If the moon were only 1 pixel„ und OMGSPACE.